Naginata

Naginata früher

Die Naginata als Kriegswaffe gleicht der europäischen Glefe sehr stark. Beide sind Stangenwaffen mit Holzgriff und einer einschneidigen Klinge. Die Naginata wurde bereits in der Heian-Periode (794 – 1185) dokumentarisch erwähnt. Die Kanji (Schriftzeichen) für Naginata waren ursprünglich “Langes Schwert” (長刀) und später auch “Niedermähendes Schwert”(薙刀). Sie diente den Samurai bis ins 17. Jahrhundert als Kriegswaffe. Später, in der Tokugawa-Periode (1603 – 1868), entwickelte sich die Waffe von einem Kriegsgerät zu einem Werkzeug der Selbstverteidigung. Wo zuvor die Männer mit der Naginata in den Kampf zogen, wurden nun vermehrt Frauen in der Kunst des Lanzenkampfs unterrichtet. Sie sollten den Umgang mit der Naginata erlernen, um im Ernstfall Haus und Hof beschützen zu können. Mit dem Ende der Tokugawa-Periode öffnete sich Japan dem Westen und damit auch seinen neuen Technologie. Die westlichen Feuerwaffen waren weitaus effektiver als Lanzen, Schwerter und Bögen. Die traditionellen Kampfkünste galten als altmodisch und entsprachen nicht mehr dem Zeitgeist. Doch schon bald wurde der Ruf nach der Rückbesinnung zur Tradition laut und es wurde eine Kommission gegründet, die untersuchen soll ob die alten Kampfkünste für den Schulunterricht geeignet wären. Die Jugendlichen sollten dabei spirituell wie auch körperlich in Form gebracht werden. Die Kommission sprach sich für den Unterricht an Schulen aus. Die Jungen sollten Kenjutsu (Schwertkampf) und Jujutsu (Selbstverteidigung) lernen – die Mädchen hingegen Naginata. Der Schulsport war ein Erfolg, doch durch die nationalistischen Strömungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts änderte sich der Schulsport und wurde zum Mittel militaristischer Propaganda. 

Historische Darstellung einer Frau mit Naginata im Kimono
Ehefrau eines Samurai beim Training, Utagawa Kuniyoshi, 1848

Naginata heute

Zwei Naginataka
Mitten im Freikampf (Shiai), Foto: Sport-Presse/Roger Albrecht, 2022

Nach dem verlorenen 2. Weltkrieg wurden die Budo-Künste von den amerikanischen Besatzern weitgehend verboten. Nach und nach durften wieder vereinzelt Kampfkünste praktiziert werden. In den 1950er Jahren war es angedacht, Naginata und Kendo wieder der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Führende Naginata-Profis wurden wieder als Komitee eingesetzt, die das Potential von Naginata in Schulen nochmals untersuchen sollten. Aus dieser Gruppe formierte sich letztlich die All Japan Naginata Federation. Sakikida Yaeko gilt als die Mutter des neuen, in den 50ern entstandenen Stils. “Atarashii Naginata”, neue Naginata, nennt sich die Kampfsportart, die heute von den meisten Leuten trainiert wird. Der traditionelle Stil, das sogenannte Koryu, wird ebenfalls noch praktiziert. Unter Koryu fallen z.B. die Stile Jikishin Kage-ryu, Tendo-Ryu oder auch Tenshin Shōden Katori Shintō-ryū. 

Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung des Naginata-Sports ist in Japan die Mehrheit der Trainierenden weiblich. Ausserhalb von Europa ist das Geschlechterverhältnis wesentlich ausgewogener. Das Training selbst besteht aus technischen Übungen (Katas) und dem Sparring (Shiai). Je nach Stil sind die Inhalte unterschiedlich stark ausgeprägt. 

Quelle und weiterführende Literatur: Bennet, A (2016). Naginata – History and Practice. Bunkasha International Corp. Chiba, Japan. ISBN: 978-4-907009-20-5